Urbane Logistik

Lösungen zum Aufatmen

Von Jens Bartels · 2025

Egal, ob durch den immer dichter werdenden Verkehr, die zunehmende Flächenkonkurrenz oder den Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit: Innovative Instrumente für eine reibungslos funktionierende Lieferung von Päckchen und Paketen bis an die Haustür sind immer mehr gefragt. Gut, dass die Anzahl der Ideen zunimmt, Güter effizient und umweltfreundlich durch die Stadt zu transportieren.

Viele Autos auf einer Stadtstraße.
Durch digitale Lösungen kann Stau verringert werden. Foto: iStock / Canetti

Die Straßen in Deutschland werden immer voller: Im vergangenen Jahr verbrachten die Autofahrer in der Bundesrepublik durchschnittlich 43 Stunden im Stau. Drei Stunden mehr als noch im Jahr 2023, dies zeigt die Auswertung des Verkehrsdaten-Dienstleisters Inrix. Besonders auffällig ist der Zuwachs in Düsseldorf, das mit einem Zeitverlust von 60 Stunden und einem Anstieg von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr erstmals den Spitzenplatz im Ranking für Deutschland erreicht hat. Den zweiten Platz auf der Liste der deutschen Städte mit der höchsten Stauzeit teilen sich Berlin und Stuttgart: Autofahrer verbrachten hier im Durchschnitt jeweils 58 Stunden pro Jahr im Stau. Auch Köln verzeichnete einen deutlichen Zuwachs der Stauzeiten, sie stiegen um zwölf Prozent auf 56 Stunden. „Die Ergebnisse für 2024 verdeutlichen, dass das Verkehrswachstum weltweit ungebremst ist, während die Infrastruktur vieler Städte an ihre Grenzen stößt“, sagt der Inrix-Experte Bob Pishue.

Sendungsvolumen wächst

Gerade in urbanen Räumen gehört zu den Treibern dieser Entwicklung der Lieferverkehr. Die Fahrzeuge von Amazon, DHL, Hermes und Co. behindern durch das Parken in der zweiten Reihe regelmäßig den Verkehrsfluss und produzieren oft genug durch den Antrieb mit einem Verbrennungsmotor Lärm und schädliche Abgase. Die dadurch entstehenden Probleme werden nicht kleiner, denn laut einer aktuellen Studie im Auftrag des Bundesverbands Paket- und Expresslogistik legte das Sendungsvolumen im Kurier-, Express- und Paketmarkt (KEP) in Deutschland allein im Jahr 2023 um 0,6 Prozent oder 25 Millionen Sendungen zu. Insgesamt wurden 4,175 Milliarden Sendungen transportiert. Pro Tag sind das 14 Millionen Sendungen an neun Millionen gewerbliche und private Empfänger. Bis 2028 ist mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum des KEP-Sendungsvolumens auf dann mehr als 4,7 Milliarden Sendungen zu rechnen. 

Urbane logistik: Auf digitale Effizienz setzen

Angesichts des steigenden Sendungsvolumens muss klar sein, dass intelligente und nachhaltige Lösungen für den innerstädtischen Transport und die emissionsfreie Zustellung unverzichtbar sind. Eine Reihe praktischer Instrumente steht dafür schon heute zur Verfügung. Zum Beispiel lassen sich mithilfe KI-gestützter Vorhersagen die Routen für den Lieferverkehr effizient im Voraus planen und dank der Verkehrsdaten in Echtzeit noch einmal dynamisch optimieren. 

Auch spezielle Haltebuchten für Lieferfahrzeuge helfen weiter. Ausgerüstet mit Kameras und Sensoren, können die Fahrzeuge dadurch über die ohnehin vorhandenen Navigationssysteme zu dem nächsten freien Stellplatz geführt werden. Um sicherzustellen, dass die Haltebuchten zum Be- und Entladen nicht zugestellt werden, meldet das System regelwidrig abgestellte Fahrzeuge dem Ordnungsamt. Eine weitere Option praktizieren Städte wie Paris oder Amsterdam. Dort fahren im Rahmen der digitalen Parkraum-Überwachung Scan-Autos durch die Straßen und kontrollieren automatisch parkende Fahrzeuge.

Lieferfahrzeuge elektrifizieren

Auf die Suche nach guten Lösungen im urbanen Lieferverkehr, insbesondere mit Blick auf das Thema Klimafreundlichkeit, macht sich auch regelmäßig das Umweltbundesamt. Im Forschungsprojekt „Ökologisierung des Onlinehandels“ etwa hat die Behörde eine Roadmap entwickeln lassen, wie sich der Onlinehandel klimafreundlicher gestalten lässt. Mindestens 20 Prozent der Emissionen pro Einkauf könnten demnach zum Beispiel eingespart werden, wenn Zustellungen an Paketshops oder -stationen erfolgen anstatt an die Haustür. Die Kunden sind eingeladen, dabei mitzuhelfen, indem sie diese Lieferoption wählen und ihre Pakete ohne eigenen Pkw von den Paketshops und -stationen abholen. 

Gleichzeitig machen die Experten des Umweltbundesamts den Vorschlag, sogenannte Instant-Delivery-Angebote zurückzufahren. Der Grund: Diese Liefervariante, bei der online getätigte Bestellungen beschleunigt geliefert werden, führt im Vergleichsszenario mit Standard-Lieferzeiten zu mindestens 60 Prozent mehr Emissionen. Darüber hinaus besteht laut der Roadmap die Möglichkeit, 80 Prozent der Treibhausgasemissionen je Lieferung auf der letzten Meile durch eine Elektrifizierung der Lieferfahrzeuge und durch Lieferkonzepte mit Zwischenlagern und Fahrrädern (Micro-Hubs) einzusparen. Die Politik kann nach Überzeugung des Umweltbundesamts hier fördernd eingreifen und zum Beispiel Raum für Micro-Hubs bereitstellen.

Alternative Lösungen nutzen

Klar ist: Gerade Cargobikes sind auf der letzten Meile eine attraktive Alternative. Im Gegensatz zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor produzieren diese E-Fahrzeuge zum Beispiel keine direkten Emissionen von Kohlendioxid und anderen schädlichen und heißen Abgasen. Ihre Nutzung verbessert somit unmittelbar Klima und Luftqualität. Für die leisen Lieferfahrzeuge sprechen auch die vergleichsweise kostengünstige Anschaffung, ein preiswerter Unterhalt und die Flexibilität im Einsatz. 

Hinzu kommt: Durch den Gebrauch von Cargobikes entfällt weitestgehend die Stau- und Parkproblematik. Nicht zuletzt wird der Verkehrsfluss auch bei häufigen Stopps nicht gestört, und die platzsparenden E-Fahrzeuge erreichen problemlos auch für Transporter unzugängliche Bereiche in der Innenstadt. All dies sorgt unmittelbar für mehr Lebensqualität in den Städten. Insgesamt zeigen Beispiele wie die Ultra Low Emission Zone in London oder die verkehrsberuhigte Zone im Zentrum von Paris, die Autos nur eingeschränkt befahren dürfen, was diesbezüglich schon heute möglich ist, um eine nachhaltigere Mobilität zu fördern. 

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