Antriebsart

Zeit für einen neuen Antrieb

Von Jens Bartels · 2024

Mehr Klimaschutz, neue Absatzmärkte und weniger Abhängigkeit von fossilen Energieträgern: Elektroautos sind ein entscheidender Baustein für eine zukunftsgerichtete Mobilität. Um den notwendigen Wandel noch stärker voranzutreiben, bedarf es einer flächendeckenden und nutzerfreundlichen Ladeinfrastruktur.

E-Auto beim Laden an einer Ladestation, mit einer Frau im Hintergrund, die auf ihr Smartphone schaut, beleuchtet von Sonnenlicht.
Für eine erfolgreiche Verkehrswende braucht Deutschland mehr Ladesäulen. Foto: iStock / Basilico Studio Stock

Es gibt genug gute Gründe, beim nächsten Fahrzeugkauf auf ein Elektroauto zu setzen. Dazu zählen die Kosten des Unterhalts. Zum Beispiel ist das Laden zu Hause deutlich günstiger als der Besuch an der Tankstelle, zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Check24 aus dem Juni dieses Jahres. Grundlage der Auswertung ist ein Musterhaushalt mit einem durchschnittlichen Strompreis von 36 Cent pro Kilowattstunde (kWh) und einer jährlichen Fahrleistung von rund 11.000 Kilometern. Ein Elektroauto verbraucht im Durchschnitt etwa 21 Kilowattstunden Strom pro 100 Kilometer. So entstehen jährliche Stromkosten von durchschnittlich 840 Euro für die Familie durch das Laden des E-Autos an der heimischen Wallbox.

Wer einen Benziner betankt, zahlt laut der Analyse deutlich mehr. Bei einem Verbrauch von 7,7 Litern auf 100 Kilometer und einem Spritpreis von 1,82 Euro entstehen Tankkosten von 1.542 Euro. Das sind 702 Euro oder 84 Prozent mehr als bei einem E-Auto. Aber natürlich kann man nicht immer an der heimischen Steckdose laden. Wer eine öffentliche Ladesäule ansteuern muss, gibt dabei erheblich mehr aus als zu Hause, aber immer noch weniger als für einen Verbrenner. Etwa ausgeglichen sind die Kosten, wenn der Stromer nur an Schnellladesäulen aufgeladen wird.

Mehr Ladepunkte nötig

Allerdings ist es mitunter nicht einfach, eine freie Ladesäule zu finden. Klar ist schon heute: Ohne einen ausreichenden Ausbau der Ladeinfrastruktur sowohl für Pkws als auch für Nutzfahrzeuge werden sich die ambitionierten Ziele der Bundesregierung kaum erreichen lassen, die Zahl der Elektrofahrzeuge in Deutschland bis 2030 auf 15 Millionen zu erhöhen. Für die Beschleunigung des Markthochlaufs ist laut einer gemeinsamen Studie der Fraunhofer-Institute ISI und ISE insbesondere die Ladeinfrastruktur am Wohnort eine wichtige Voraussetzung. Handlungsbedarf besteht in diesem Zusammenhang gerade bei den etwa 3,5 Millionen Mehrfamilienhäusern sowie den cirka zwei Millionen relevanten Nichtwohngebäuden wie Bürogebäuden, Supermärkten oder Parkhäusern. Nur wenn diese über entsprechende Ladeinfrastruktur verfügen und die dort vorhandenen Stromnetze möglichen Belastungen aufgrund hoher Ladeleistungen standhalten, kann nach Überzeugung der Experten eine umfängliche E-Mobilitätswende gelingen. Um den künftigen Bedarf an öffentlicher Ladeinfrastruktur zu decken, sind auch innovative Lösungen gefragt. Zu den spannenden Ideen in diesem Feld zählen Ladebordsteine. Durch die Integration von Ladeelektronik in einen Bordstein wird dieser zur Ladesäule, ohne die anderen Verkehrsteilnehmer zu behindern.

Stagnierende Verkaufszahlen

Die derzeitige Kluft zwischen Ladesäulen und E-Autos gehört neben dem Wegfall von Fördergeldern und den hohen Anschaffungspreisen vieler Fahrzeuge zu den zentralen Gründen für die aktuell niedrigen Verkaufszahlen bei den Stromern. So sind im Juli 2024 in der Bundesrepublik nur noch 30.762 neue Pkws mit batterieelektrischem Antrieb (BEV) zugelassen worden. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) meldet, waren das 36,8 Prozent weniger als im selben Monat des Vorjahres. Dagegen halten Benziner und Diesel ihre Marktanteile, auf Wachstumskurs sind Hybrid-Pkws. Allerdings gehen die Experten von Dataforce davon aus, dass die Nachfragedelle beim Verkauf von E-Autos bald Vergangenheit sein könnte. Bereits im Jahr 2025 rechnen die Marktforscher in ihrem EU Passenger Car Report 2024 mit steigenden Marktanteilen. Der Wert soll im kommenden Jahr von aktuell unter 16 auf 23 Prozent steigen, zwei Jahre später dann auf 33 Prozent, und 2029 werden reine Elektroautos bei den Verkaufszahlen laut der Studie auf einen Marktanteil von knapp 50 Prozent in Europa kommen.

Geld verdienen mit E-Auto

Fest steht: Dem Verkehrssektor kommt bei der Erreichung der Klimaziele eine Schlüsselrolle zu. Bis zum Jahr 2030 müssen die verkehrsbedingten Treibhausgas(THG-)Emissionen im Vergleich zu 1990 um 48 Prozent sinken. Innerhalb des Verkehrssektors war im Jahr 2022 der Straßenverkehr für 96 Prozent der THG-Emissionen verantwortlich. Entsprechend ist die E-Mobilität ein elementarer Hebel, um die THG-Emissionen des ganzen Sektors bedeutend zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Bundestag verschiedene Maßnahmen festgelegt. Dazu gehört die THG-Quote. Seit 2022 können auch private E-Fahrzeughalter die THG-Quote ihres vollelektrischen Elektroautos vom Umweltbundesamt (UBA) bescheinigen lassen. Diese zertifizierten Treibhausgaseinsparungen ihres E-Autos lassen sich anschließend an Kraftstoff-produzenten weiterverkaufen. Im Gegenzug erhalten Besitzer von Elektroautos die sogenannte THG-Prämie. Die THG-Prämie beantragen sie immer für ein volles Jahr, die nächste Frist dafür läuft am 15. November 2024 ab. Wichtig: Plug-in-Hybride sind ausgeschlossen, weil sie auch mit fossilem Kraftstoff betankt werden können.

Klimafreundliche Antriebsart

Fahrzeuge haben übrigens nicht nur im Betrieb, sondern auch bei der Herstellung und Entsorgung eine Wirkung auf die Umwelt und das Klima. Darauf weist das Umweltbundesamt hin. Es hat die Klimaauswirkungen verschiedener Antriebe miteinander verglichen. Laut einer aktuellen Studie im Auftrag des UBA sind im Jahr 2020 zugelassene Elektroautos dabei um etwa 40 Prozent klimafreundlicher in ihrer Wirkung als Pkws mit Benzinmotor. Bei einem raschen Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren steigt dieser Klimavorteil für im Jahr 2030 zugelassene Pkws auf rund 55 Prozent. „Elektrische Fahrzeuge sind ein wesentlicher Baustein, um die Klimaziele in Deutschland zu erreichen“, sagt UBA-Präsident Dirk Messner. „Um deren Anschaffung attraktiver zu machen, sollten künftig Pkws mit höheren CO₂-Emissionen bei der Neuzulassung mit einem Zuschlag belegt werden.“

Bodenmarkierung für einen Parkplatz mit E-Ladesymbol, das ein Elektroauto und einen Stecker zeigt.
E-Auto-Fahrer können ihre THG-Quoten zu Geld machen. Foto: iStock / FooTToo

Schon gewusst?

61.640 Krafträder, also Motorräder, Roller und Mopeds mit Elektroantrieb, waren zu Beginn dieses Jahres dem Kraftfahrtbundesamt zufolge in Deutschland zugelassen – 1.000 mehr als im Jahr zuvor, aber fast 43.000 mehr als noch vor zwei Jahren. Anfang 2022 rollten nämlich nur 18.840 Elektroroller und -motorräder über Deutschlands Straßen. Das ist auch kein Wunder, liegen denn die Vorteile des kleinen E-Flitzers doch auf der Hand: Elektroroller und Co. sind geräuscharm, emissionsfrei und unabhängig von fossilen Primärenergien. Zudem sind sie wartungsärmer als konventionelle Zweiräder, da durch den Wegfall von Verbrennungsmotor, Kupplung und Verstellgetriebe weniger Verschleißteile vorhanden sind. Und der Akku kann bequem zu Hause an der Steckdose aufgeladen werden. Für das städtische Verkehrschaos also die idealen Flitzer.

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