Alternative Mobilität

Verkehr im Umbruch

Von Tobias Lemser · 2022

Mobil zu sein bedeutet Freiheit. Stetig steigendes Verkehrsaufkommen, aber auch hohe Spritkosten machen diese jedoch häufig zunichte. Bleibt der ÖPNV, der momentan geradezu eine Renaissance erlebt – mit wiederum überraschend positiven Auswirkungen auf den Straßenverkehr.

Eine Frau sitzt im Bus und sieht aus dem Fenster.
Foto: iStock / PIKSEL

Mit dem VW-Käfer über die Alpen nach Italien zu fahren war für viele Deutsche das Urlaubs-Highlight in den 1960er-Jahren – egal, wie langsam man auch über die Berge tuckern musste. Kaum zu glauben: Schon damals gab es trotz weitaus weniger Fahrzeuge bereits Staus, was jedoch an nicht Ferienplanungen und vor allem zu wenigen Straßen lag. Belief sich der Fahrzeugbestand im Jahr 1960 auf knapp 4,5 Millionen, erreichte laut Kraftfahrt-Bundesamt die Anzahl der hierzulande gemeldeten Pkws zu Beginn dieses Jahres mit rund 48,54 Millionen Fahrzeugen den höchsten Wert aller Zeiten. Allein im vergangenen Jahr wurden deutschlandweit rund 2,6 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen. Mit 37 Prozent machten Benziner den Löwenanteil aus, gefolgt von Diesel-Pkws (20 Prozent). Der Anteil an neu zugelassenen Elektrofahrzeugen lag dagegen bei 13,6 Prozent. 

Bessere Luftqualität durch alternative Mobilität 

Und der positive Trend zu alternativen Antrieben, wie Elektro, Hybrid, Brennstoffzelle und Wasserstoff, hält an: In den ersten fünf Monaten dieses Jahres verfügten 44,3 Prozent der rund eine Million zugelassenen Pkws über einen alternativen Antrieb – ein Plus von 15,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, was auch dazu führt, dass der Straßenverkehr heute im Schnitt weniger die Umwelt und das Klima belastet. Die Gründe liegen zudem in der stufenweisen Verschärfung der Abgasvorschriften durch den Gesetzgeber sowie in der verbesserten Qualität der Kraftstoffe. So reduzierten sich laut Umweltbundesamt die spezifischen Emissionen an Schadstoffen und des Treibhausgases CO₂ pro Personenkilometer gegenüber 1995 um fünf Prozent. Problem nur: Da heute mehr Lkws unterwegs sind, liegen die absoluten direkten CO₂-Emissionen im Straßengüterverkehr heute um 17 Prozent höher als damals.

Angst vor hohen Kosten

Wie könnte es nun in Zukunft weitergehen? Dieser Frage ging die jüngst veröffentlichte bundesweite Mobilitätsstudie 2022 der HUK-Coburg mit knapp 4.200 befragten Personen nach. „Für die Mehrzahl der Deutschen ist das alleinige Zurückdrängen des Autos keine zielführende Zukunftsstrategie – auch nicht in den Städten“, resümiert Dr. Jörg Rheinländer, Vorstand bei der HUK-Coburg. Beinahe jede zweite Person sieht die größte Gefahr zukünftiger Mobilitätskonzepte vor allem in einer Verteuerung der Mobilitätskosten. Als Fortbewegungsmittel Nummer eins präferieren die Deutschen das Elektroauto. Jeder fünfte Befragte sieht darin das ideale Fortbewegungsmittel der Zukunft – rund doppelt so viele wie jene, die Bus oder S-Bahn für die perfekte Lösung halten. 

Weniger Staus 

Auch wenn der ÖPNV damit nicht gut wegkommt, wurden für viele Reisende und Pendelnde die „Öffis“ mit Einführung des 9-Euro-Tickets im Juni das Verkehrsmittel der Wahl – mit beträchtlichen Auswirkungen auf den Straßenverkehr. Laut einer Analyse des Verkehrsdatenspezialisten Tomtom ging in 23 von 26 untersuchten Städten das Stauniveau im Vergleich zur Zeit vor Einführung zurück. „Zudem ist in fast allen untersuchten deutschen Städten ein positiver Effekt auf den Verkehrsfluss feststellbar“, so TomTom-Verkehrsexperte Ralf-Peter Schäfer. Was könnte dies nun für die Zukunft bedeuten? Wieder mehr ÖPNV anstatt Privatwagen? Zumindest auf dem Weg zur Arbeit: Denn je attraktiver Bus und Bahn sind, desto mehr Pendelnde könnten – auch durch Kombination mit E-Roller oder E-Bike – dem teuren Verbrenner den Rücken kehren. Weniger Stress im Straßenverkehr und geringere CO2-Emissionen wären zwei immense Vorteile. Geht es dagegen in den Urlaub, könnte jedoch der eigene Wagen die bessere Alternative sein. Über die heute perfekt ausgebauten österreichischen Autobahnen nach Italien zu fahren hat schließlich auch seine Reize.

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