Enterprise Mobility

Grüner und sauberer: Fuhrparks rüsten um

Von Tobias Lemser · 2022

Wer derzeit mit dem Pkw oder Lkw unterwegs ist, muss tief ins Portemonnaie greifen. Hohe Kosten machen Privatleuten und Unternehmen zu schaffen. Als Alternative bleibt langfristig oft nur der Umstieg aufs Elektroauto, was auch dem Klima angesichts weitaus geringerer Emissionen zugutekäme. Gerade Unternehmen könnten hier ein wichtiger Vorreiter sein.

Ein Schrotthaufen Autos.
Auch im Firmenfuhrpark wird der klassische Verbrenner durch diverse Alternativen ersetzt. Foto: iStock / djedzura

Dürreperioden in den Sommermonaten und damit einhergehende Waldbrände wie zuletzt in Brandenburg. Wasserknappheit, die dazu führt, dass der Wasserdruck regional gedrosselt werden muss. Gleichzeitig zunehmende Unwetter, verbunden mit Starkregen, Sturzfluten und verheerenden Überschwemmungen wie im vergangenen Jahr im Ahrtal. Nur einige Beispiele allein aus Deutschland, die verdeutlichen, dass unser Klima ziemlich aus dem Gleichgewicht gekommen ist. Werden unten diesen zunehmenden extremen Wetterbedingungen nachfolgende Generationen überhaupt noch so wie wir leben können? Was macht der Klimawandel mit unserer Lebensmittelversorgung und erst recht mit derer in südlichen Ländern, die bereits jetzt immer wieder unter immensen Ernteausfällen leiden?

Klimaschutz zunehmend im Fokus

Seit nunmehr Jahrzehnten predigen Klimaforschende, mehr für den Klimaschutz zu tun – und zwar alle, Unternehmen wie auch Privatleute. Zumindest in der Theorie scheinen wir diesbezüglich voranzukommen, wie eine am 5. Juni 2022 zum Weltumwelttag veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigt. Demnach würde es fast jeder zweite Deutsche begrüßen, wenn der Klimaschutz in Deutschland im Grundgesetz verankert würde. Vor allem bei den 18- bis 24-Jährigen findet dieser Vorschlag mit 64 Prozent eine deutliche Mehrheit. Doch auch in der Praxis bewegt sich etwas. Denn immer mehr Menschen setzen ihr Vorhaben einer klimafreundlichen Mobilität um, etwa indem sie verschiedene Verkehrsmittel wie E-Fahrräder oder E-Autos mit Bus oder Bahn kombinieren – was sich mit den Ergebnissen des im Januar veröffentlichten Energiewendebarometers 2021 der staatlichen Förderbank KfW deckt. Demnach können sich rund drei Viertel der rund 4.000 befragten Haushalte vorstellen, statt mehrmals pro Woche zum Autoschlüssel zu greifen, künftig auf den ÖPNV umzusteigen.

ÖPNV investiert in Flotte

Dass der ÖPNV eine gute Alternative zum Auto ist, zeigt der gewaltige Zuspruch für das 9-Euro-Ticket – 21 Millionen Sonderfahrkarten wurden laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) allein im Juni verkauft. Auch der ÖPNV selbst macht immer mehr zugunsten eines verbesserten Klimaschutzes, etwa durch umfassende Investitionen in alternative Antriebe. Gemäß Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes aus Mai hat sich die Zahl der Kraftomnibusse mit Elektroantrieb in den vergangenen drei Jahren mehr als verdreifacht. Neben den registrierten knapp 1.300 E-Bussen meldet die Flensburger Behörde zudem gut 3.600 Busse mit Hybridantrieb. Mit 74.300 zugelassenen Bussen macht jedoch der Dieselantrieb den Löwenanteil aus. 

DAX-Unternehmen mit Luft nach oben

Ähnlich das Bild in börsennotierten Unternehmen aus DAX-40 und M-DAX, in denen der Fuhrpark sukzessive grüner wird – was eine jüngst publizierte Umfrage von Thinktank Agora Verkehrswende bestätigt. Mit mehr als 20 Prozent liegt der Anteil elektrischer Antriebe deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt in Gewerbeflotten. Während zwei Drittel davon Hybridfahrzeuge mit Ladestecker sind, besteht das verbleibende Drittel aus Fahrzeugen mit Batterieantrieb. Besonders positiv: Die Hälfte der befragten Unternehmen hat sich das Ziel gesetzt, spätestens bis im Jahr 2030 vollständig auf elektrische Antriebe umzustellen – ein unausweichlicher Schritt, wie auch Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende, bestätigt: „Der Erfolg der Elektromobilität in Deutschland wird maßgeblich mitbestimmt vom Engagement der Unternehmen.“ Er betont auch, dass sich die Bundesregierung schwertue, die fiskalischen Rahmenbedingungen konsequent auf Elektromobilität auszurichten. „Unternehmen können die Entwicklung jedoch selbst in die Hand nehmen, indem sie nur noch batterieelektrische Fahrzeuge beschaffen und Plug-in-Hybridfahrzeuge möglichst elektrisch nutzen“, so Hochfeld.

Steuerliche Vorteile nutzen

Und es gibt so einige Argumente, jetzt umzurüsten: Gerade vor dem Hintergrund zuletzt explodierender Spritpreise überzeugt der wesentlich geringere Kilometerpreis im Vergleich zu Fahrzeugen mit Benzin oder Diesel. Dies gilt gerade, wenn der Strom selbst erzeugt wird und eigene Ladesäulen im Betrieb vorhanden sind. Wer in eine nachhaltige Flotte investiert, steigert zudem das Image bei Kundschaft und Mitarbeitenden. Nutzen Letztere ihre Dienstwagen auch privat, kann eine Umstellung auf Elektrofahrzeuge aus steuerlicher Sicht zusätzlich attraktiv sein. Gilt bei Verbrennern die „1-Prozent-Regelung”, müssen Arbeitnehmer seit 2020 für bis zu 60.000 Euro teure Firmenwagen nur noch 0,25 Prozent steuerlich geltend machen. Bei Hybriden wird dagegen die „0,5-Prozent-Regelung” angewandt.

Gefahrene Kilometer entscheidend

Ob sich eine komplette Umstellung des Unternehmensfuhrparks letztlich lohnt, bedarf jedoch einer genauen Analyse: Ausschlaggebend, vor allem was die Wirtschaftlichkeit betrifft, ist die jährliche Kilometerleistung der Fahrzeuge. Wichtig zu wissen: Die höheren Anschaffungskosten zahlen sich insbesondere dann aus, wenn jährlich viele Kilometer runtergerissen werden müssen. Zu bedenken gilt allerdings, dass regelmäßige Langstrecken der Dienstwagen angesichts Reichweite und Ladeinfrastruktur für einen effizienten Einsatz oft noch nicht ausreichen. Fachleute raten deshalb, die Flotte zunächst nur teilweise auf E-Mobilität umzustellen und die Nutzung von Hybridfahrzeugen in Erwägung zu ziehen. Grundsätzlich empfehlen sie eine sogenannte TCO-Betrachtung. Neben den Energiekosten werden in die Berechnung der Total Cost of Ownership ebenso Kostenpunkte wie Wartung und Reparatur, Kfz-Steuern und weitere Fixausgaben einbezogen.

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