Neue Mobilitätskonzepte

Mobilität neu denken

Von Michael Gneuss · 2023

Egal, ob bei der Errichtung innovativer Ladekonzepte, dem Umstieg auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel oder der Einführung neuer Technologien: Der Mobilitätssektor steht in den nächsten Jahren vor einem fundamentalen Wandel. Nicht zuletzt, weil die Mobilitätswende ein entscheidender Hebel ist, um die Klimaziele zu erreichen.

Mann sitzt hinten in einem Bus
Auch ein autonomer ÖPNV wird zur neuen Mobilität gehören. Foto: iStock / Suzi Media Production

Wer die Mobilität der Zukunft schon heute erleben möchte, sollte die chinesische Stadt Shenzhen besuchen. Die moderne Metropole in der Nähe von Hongkong mit ihren mittlerweile mehr als zwölf Millionen Einwohnern ist ein Musterbeispiel für die rasante Entwicklung von einer ländlichen Region zu einem der weltweit führenden Ballungsräume im Bereich der Elektromobilität. Bereits seit dem Jahr 2018 betreibt Shenzhen als erste Stadt der Welt ihren öffentlichen Nahverkehr rein elektrisch. Zugleich gibt es dort insgesamt mehr als 5.000 Ladestationen und über 80.000 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge. Auch eine Magnetschwebebahn ist dort unterwegs. Sie kommt ohne Fahrpersonal aus, bedient eine 8,5 Kilometer lange Strecke ausschließlich mit erneuerbaren Energien und ist selbstverständlich gut an andere öffentliche Verkehrsmittel und den Fernverkehr angebunden. Aktuell wird in der Region eine weitere Strecke geplant. Sie soll später mit bis zu 650 km/h schnellen Hochgeschwindigkeitszügen die Millionenstädte Guangzhou, Shenzhen, Hongkong und Macao miteinander verbinden.

Klimaschutz vorantreiben

Von so einer Dynamik ist Deutschland weit entfernt. Doch auch in der Bundesrepublik bemühen sich diverse Akteurinnen und Akteure darum, mit vielen unterschiedlichen Ideen und Angeboten die klimafreundliche Mobilität voranzubringen. Klar muss in diesem Zusammenhang sein: Ohne eine Wende im Verkehrssektor werden die selbst gesteckten Klimaziele nicht erreicht werden. Deswegen stärkt zum Beispiel die Bundesregierung die Elektromobilität mit dem Masterplan Ladesäuleninfrastruktur. Bis zum Jahr 2030 sollen in Deutschland eine Million öffentliche Ladepunkte verfügbar sein. Damit will die Bundesregierung eine flächendeckende und nutzerfreundliche Ladeinfrastruktur für bis zu zehn Millionen Elektrofahrzeuge bereitstellen. Zudem will der Bund die E-Auto-Anbieter zur Entwicklung und Produktion von mehr Elektroautos motivieren und unterstützt in diesem Zusammenhang auch die Ansiedlung einer Batteriezellfertigung in Deutschland. Darüber hinaus stehen die Förderung alternativer Antriebe sowie der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und der Schiene im Fokus. So werden bis zum Jahr 2030 Bund und Deutsche Bahn 86 Milliarden Euro in die Modernisierung des Schienennetzes investieren.

Interesse an neuen Mobilitätskonzepten

Um die Verkehrswende weiter voranzutreiben, müssen natürlich auch die Bundesbürgerinnen und -bürger ihren Beitrag leisten. Aktuell lässt sich in Deutschland ein stark gestiegenes Interesse an Konzepten für zukünftige Mobilität beobachten. Darauf weist die aktuelle Mobilitätsstudie der HUK-Coburg hin. Demnach fordern zwei Drittel der Deutschen die Neuausrichtung bisheriger Mobilitätskonzepte. Zugleich sagen 72 Prozent aber auch, dass für sie das Auto in Zukunft am besten ihre Anforderungen an Mobilität erfüllen wird. Den größten Beliebtheitszuwachs erlebt das Auto dabei unter jungen Deutschen zwischen 16 und 24 Jahren. Die drei größten Bedenken gegenüber zukünftigen Mobilitätskonzepten korrespondieren mit der Erfahrung eingeschränkter Verfügbarkeit von Energie in den vergangenen zwölf Monaten. Neben der Hauptsorge, dass die Kosten für Mobilität weiter steigen (38 Prozent), steht auf den weiteren Plätzen die Befürchtung, dass sich zu einseitig auf Stromautos mit Batterieantrieb gegenüber anderen klimaneutralen Techniken wie etwa Wasserstoff oder E-Fuels konzentriert wird (33 Prozent) und dass beim Umstieg auf Elektromobilität steigende Strompreise und ein knappes Stromangebot nicht genügend berücksichtigt werden (28 Prozent).

Ideen für eine lebenswerte Stadt

Allerdings sollte in Zukunft ohnehin nicht nur die individuelle Mobilität mit dem Auto im Mittelpunkt stehen. Es geht auch darum, intelligente Konzepte zu finden, mit denen Umwelt und Infrastrukturen entlastet und öffentliche Räume wieder lebenswerter gestaltet werden. Zu den Trends in diesem Zusammenhang gehört die Umgestaltung urbaner Straßen zugunsten von Fahrradfahrenden und Passanten sowie öffentlichen Verkehrsmitteln. Städte wandeln dabei Straßen und Parkplätze für Autos zunehmend in öffentliche Mobilitätsräume um. Der Straßen- und Parkraum für Autos wird reduziert, Radwege und Bürgersteige ausgebaut und gemeinsam mit dem öffentlichen Verkehr priorisiert. Ein weiterer Trend: Immer mehr Menschen wünschen sich gerade in urbanen Räumen den flexiblen Zugriff auf die gesamte Vielfalt an Mobilität.

Mikromobilität fördern

Ein wichtiger Teil dieser Vielfalt ist die Shared Micromobility, also zum Beispiel gemeinsam genutzte Elektrofahrräder, Roller oder E-Scooter. Schon heute prägen die Angebote der Mikromobilitätsdienste das Stadt- und Straßenbild. Doch können gemeinschaftlich genutzte E-Scooter und E-Bikes Städte und ihre Verkehrssysteme nachhaltiger machen? Die Ergebnisse der Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI legen dies nahe. Demnach ist die neueste Generation geteilter E-Scooter und E-Bikes tatsächlich dazu in der Lage, den Netto-Treibhausgasausstoß in den Städten zu verringern. Um das Angebot noch klimafreundlicher zu machen, schlagen die Studienautorinnen und -autoren auf der einen Seite vor, die Lebensdauer der Fahrzeuge weiter zu verlängern sowie die Dekarbonisierung der Produktion durch Beiträge zur Kreislaufwirtschaft fortzusetzen. Auf der anderen Seite sollten Anbieter und Stadtplanende gemeinsam auf eine bessere Verknüpfung von Mikromobilität und öffentlichem Verkehr hinarbeiten, indem sie beispielsweise Mobilitätsknotenpunkte und verlässliche intermodale Reiseplanungstools für nahtloses Umsteigen einrichten.

Array
(
    [micrositeID] => 51
    [micro_portalID] => 25
    [micro_name] => Intelligente Mobilität
    [micro_image] => 4598
    [micro_user] => 1
    [micro_created] => 1493208022
    [micro_last_edit_user] => 1
    [micro_last_edit_date] => 1567517991
    [micro_cID] => 1776
    [micro_status] => 1
    [micro_cache] => 0
    [deleted] => 0
)