Grüne Logistik

Neue Brummis braucht das Land

Von Jens Bartels und Katharina Lehmann · 2023

Bis zum Jahr 2030 könnte rund ein Drittel des Straßengüterverkehrs mit umweltfreundlichen Antrieben unterwegs sein. Eine wichtige Rolle beim Umstieg auf batteriebetriebene Lastkraftwagen spielen niedrigere Gesamtbetriebskosten. Gleichzeitig ist der rasche Aufbau einer europaweiten Tank-, Lade- und Oberleitungsinfrastruktur für den Erfolg der Elektro-Transformation erforderlich.

Ein LKW fährt auf einer Straße
Lkws fahren in Zukunft mit E-Fuels oder Strom. Foto: iStock / yevtony
Jetzt den Artikel anhören

Elektrisch angetriebene Lkws werden bald fester Bestandteil des Straßenbilds sein und innerhalb der nächsten 15 Jahre Schritt für Schritt die Neuzulassungen im Nutzfahrzeugbereich dominieren. Diese Prognose geht aus einer neuen Studie der Unternehmensberater von PwC hervor. Laut der Studie werden von Batterien oder Brennstoffzellen angetriebene Zero Emission Vehicles (ZEVs) in Europa, Nordamerika und im Großraum China bereits 2030 ein Drittel aller neu zugelassenen Lastwagen ausmachen. Bis 2035 wird ihr Anteil in diesen Märkten bei den Neuzulassungen auf etwa 70 Prozent steigen. Zum Vergleich: Bislang befinden sich bei schweren Nutzfahrzeugen ab 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht alternative Antriebe überwiegend noch in einem Entwicklungs- beziehungsweise Vorserienstadium.

Kostenvorteile beim E-Lkw

Beschleunigung erfährt der sich anbahnende Wandel unter anderem durch immer striktere regulatorische Anforderungen. Dynamik versprechen aber auch die immer weiter fallenden Gesamtbetriebskosten von batteriebetriebenen Lastkraftwagen. Einen genauen Blick auf diese Kosten hat der Thinktank Agora Verkehrswende geworfen. Demnach werden batterieelektrische Lkws im Vergleich zu Diesel-Lkws bereits im Jahr 2030 in 99,6 Prozent aller Anwendungsfälle in der Gesamtkostenrechnung günstiger sein und die gleichen Anforderungen an Reichweite, Laufzeit und Nutzlast erfüllen. Das gilt für alle Neufahrzeuge im Straßengüterverkehr und, mit geringen Unterschieden, für alle EU-Länder sowie das Vereinigte Königreich, betonen die Expertinnen und Experten des Thinktanks in ihrer aktuellen Studie. Für die Kalkulation der Gesamtkosten wurden die Kosten für Wertverlust, Energie, Wartung, Infrastruktur und Straßennutzung berücksichtigt. Aufgrund ihrer günstigeren Gesamtkosten kommen Batterie-Lkws demnach künftig auch für die meisten Langstrecken infrage. Mit einer Reichweite von 400 bis 500 Kilometern pro Batterieladung könnten sie mit einem Ladestopp von 45 Minuten während der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhepause auch Tagesreichweiten von 800 Kilometern gut abdecken. Übrigens werden dagegen die Gesamtkosten von Brennstoffzellen-Lkws laut der aktuellen Berechnungen anhaltend über denen von Diesel-Lkws liegen. Deshalb ist der Brennstoffzellen-Lkws nur in Sonderfällen eine emissionsfreie Alternative.

Tempo erhöhen

Für den Erfolg der Elektro-Transformation im Straßengüterverkehr sind neben vergleichsweise geringen Betriebsgesamtkosten umweltfreundlicher Lkws auch der rasche Aufbau der erforderlichen Tank-, Lade- und Oberleitungsinfrastruktur eine wichtige Voraussetzung. So muss die Zahl der öffentlichen Schnellladepunkte für Lastkraftwagen in ganz Europa in den nächsten Jahren deutlich erhöht werden. Grundsätzlich ist nach Überzeugung des Umweltbundesamtes für den Fernverkehr der Oberleitungshybrid-Lkw die kostengünstigste und klimaschonendste Option. Das Fahrzeug erhält während der Fahrt elektrische Energie über einen Fahrdraht sowohl für den aktuellen Antrieb als auch zum Nachladen der Batterie. Überholvorgänge sind damit ebenso möglich. Auch hier ist der Staat gefordert, durch einen schnellen Aufbau einer Oberleitungsinfrastruktur den Oberleitungshybrid-Lkw für Hersteller und Logistikunternehmen attraktiv zu machen. 

Grüne Logistik: E-Fuels als Brückentechnologie

Oberleitungen, Ladesäulen oder Wasserstofftankstellen würden allerdings nicht schnell genug ausgebaut, so die Sorge der Spediteure. Zwar werde derzeit in der EU ein Gesetz verhandelt, nach dem Ladestationen entlang der Hauptverkehrsachsen alle 60 Kilometer entstehen sollen. Allein, ob der Ausbau schnell genug voranschreitet, um den steigenden Güterverkehr auf der Straße nicht auszubremsen, wird vonseiten der Logistiker bezweifelt. Und auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) pocht darauf, sich „alle Möglichkeiten und Technologien offenhalten“ zu wollen. So seien E-Fuels dringend nötig. „Sowohl für die Bestandsflotte als auch für neue Fahrzeuge bieten E-Fuels klimaneutrale Mobilität mit Verbrennungsmotoren. Das gilt auch für Lkws und Busse.“

Ähnlich sieht das auch die Deutsche Energie-Agentur (Dena): „Ob Batterie, Wasserstoff-Brennstoffzelle, strombasierte oder Biokraftstoffe – um die CO₂-Emissionen im Schwerlastverkehr zügig zu senken, müssen wir alle Optionen nutzen, sobald sie verfügbar sind“, fordert Dena-Geschäftsführerin Kristina Haverkamp. So ließen sich mit biogenen und strombasierten Kraftstoffen kurz- bis mittelfristig spürbare CO₂-Einsparungen realisieren. „Technologieoffenheit, ein sehr schneller und koordinierter Ausbau der Betankungs- und Ladeinfrastrukturen sowie – nicht zuletzt – Planungs- und Investitionssicherheit für alle diejenigen, die die Wende hin zu einem nachhaltigen Schwerlastverkehr auf der Straße aktiv mitgestalten wollen.“

Schon gewusst?

Unter dem Sammelbegriff E-Fuels versteht man alle Arten von Kraftstoffen, die mithilfe von erneuerbaren Energien synthetisch hergestellt werden. Von konventionellen Kraftstoffen unterscheidet sie also, dass sie nicht mineralischen Ursprungs sind und keine endlichen Ressourcen, wie etwa Erdöl, verbraucht werden. Beim Herstellungsprozess wird mit grünem Strom produzierter Wasserstoff mit CO₂ aus der Luft zu einem Kohlenwasserstoff und damit zum Grundbaustein von flüssigen Kraftstoffen synthetisiert. Diese E-Fuels sind in der Gesamtbetrachtung als CO₂-neutral einzustufen, da bei ihrer Herstellung genau so viel CO₂ aus der Atmosphäre im Kraftstoff gebunden wird, wie später bei der Verbrennung wieder emittiert wird. Verwendet man für die Herstellung von E-Fuels grünen Strom, ist dies ein geschlossener Kreislauf.

Quelle: https://efuel-today.com/efuels-einfach-erklaert/; Zugriff: 09.05.2023

Array
(
    [micrositeID] => 51
    [micro_portalID] => 25
    [micro_name] => Intelligente Mobilität
    [micro_image] => 4598
    [micro_user] => 1
    [micro_created] => 1493208022
    [micro_last_edit_user] => 1
    [micro_last_edit_date] => 1567517991
    [micro_cID] => 1776
    [micro_status] => 1
    [micro_cache] => 0
    [deleted] => 0
)