Stromtankstelle

Ausbau schreitet voran

Von Katharina Lehmann · 2020

Binnen Jahresfrist sind mehr als 50 Prozent mehr öffentliche Ladepunkte in Deutschland entstanden. Noch ist das Netz an Stromtankstellen allerdings löchrig – der Ausbau der Ladeinfrastruktur muss weiter vorangetrieben werden, vor allem in den Städten. Im ländlichen Raum laden E-Autofahrer oft in der eigenen Garage.

Ladesäulen für Elektrofahrzeuge
Die Ladeinfrastruktur wird weiter ausgebaut. Foto: iStock / Joe_Potato

Tanken war bisher so einfach: Neigte sich die Nadel der Tankanzeige dem roten Bereich zu, reichte ein kurzer Stopp an einer der mehr als 14.000 Tankstellen, die über die Bundesrepublik verteilt sind. Rüssel in den Tank, Sprit laufen lassen, bezahlen – fertig. Meist nimmt das Auftanken nur wenige Minuten der kostbaren Autofahrerzeit in Anspruch. Mit der Verbreitung des Elektroautos wird nun aber alles anders. Jetzt müssen sich Autofahrer auf die mühsame Suche nach einer freien Ladesäule begeben – zumindest, wenn sie keine Wallbox ihr Eigen nennen, an der sie nachts den Akku aufladen können. Ist kein Schnelllader in der Nähe oder frei, kann das Aufladen an der herkömmlichen Ladesäule schon einmal mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Gut, wenn sich da eine Ladesäule in unmittelbarer Nähe des Arbeitsplatzes befindet. Immerhin 27.730 öffentlich zugängliche Ladepunkte gab es im März dieses Jahres in Deutschland. Zum Vergleich: Ende 2019 waren es 23.840, hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW ermittelt. Das entspricht einem Zuwachs von 16 Prozent, im Vergleich zum Vorjahresmonat sind es sogar über 50 Prozent mehr. Jedoch ist nur an 14 Prozent der Ladepunkte Schnellladen möglich. Als Ladepunkte werden alle einzelnen Anschlüsse verstanden – eine Ladesäule kann mehrere Ladepunkte haben. Nicht erfasst sind dabei Ladepunkte auf Betriebshöfen, in Wohnanlagen, Tiefgaragen oder ähnlichen privaten Bereichen, die nur teilweise oder gar nicht öffentlich zugänglich sind.

Stromtankstellen: 70.000 Ladepunkte benötigt

Jedoch: „Damit Elektromobilität in Deutschland zur Erfolgsgeschichte werden kann, ist eine Grundausstattung mit öffentlich zugänglichen Ladepunkten über Ladesäulen unverzichtbar“, heißt es beim BEDW. Für eine Million E-Autos seien nach Berechnungen des Verbands 70.000 Normalladepunkte und 7.000 Schnellladepunkte notwendig. Immerhin soll die Ladesäuleninfrastruktur in den kommenden Jahren deutlich schneller ausgebaut werden – zumindest, wenn es nach der Bundesregierung geht. Mit dem im Sommer dieses Jahres beschlossenen Konjunkturpaket soll die Installation von bis zu 3.000 Normal- und 1.500 Schnellladepunkten gefördert werden. Verfügbar sollen die neuen Ladepunkte vor allem dort sein, wo sie gebraucht würden: auf Parkplätzen von Kindertagesstätten, Krankenhäusern und Sportplätzen sowie in Stadtteilzentren. Dafür stehen 35 Millionen Euro zur Verfügung. Weitere 2,5 Milliarden Euro sollen zudem in den weiteren Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur sowie in die Forschung und Entwicklung im Bereich E-Mobilität und in Batteriezellfertigung fließen. Zudem wolle die Bundesregierung für ein einheitliches Bezahlsystem für Ladesäulen sorgen. Denn derzeit setzen die verschiedenen Anbieter noch auf unterschiedliche Bezahl- und Abrechnungsmethoden. Spontanes Laden sei oft gar nicht möglich, weil bei einigen Anbietern zuvor eine Prepaid-Karte für den Bezahlvorgang erworben werden müsse, kritisiert der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), der in der Vergangenheit immer wieder den Wildwuchs an Zahlmethoden und Tarifsystemen an den Ladepunkten bemängelt hatte.

Laden oft im privaten Raum

Der Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur konzentriert sich derzeit vor allem auf die Städte. Das liegt auch daran, dass im ländlichen Raum mehr E-Autofahrer über eigene Grundstücke und Garagen verfügen, in denen sie eigene Wallboxen installieren können. „Ein ganz großer Teil der Fahrzeuge wird nicht unbedingt immer im öffentlichen Raum geladen“, weiß auch Jörg Kirst, Technikexperte beim ADAC Berlin-Brandenburg. Entscheidend sei es nun, die Ladeinfrastruktur von den Pendlerströmen abhängig zu machen. „Abgesehen davon ist es dringend notwendig, an Autobahnraststätten eine entsprechende Infrastruktur vorzusehen, um sicherzustellen, dass Langstreckenfahrten möglich sind.“

Grafik: Städte in Deutschland mit der höchsten Anzahl an öffentlichen Ladepunkten für Elektrofahrzeuge
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