Moderne Mobilität

Der radikale Wandel

Von Michael Gneuss und Katharina Lehmann · 2024

Entscheidend für den Erfolg von Mobilitätsangeboten ist, dass wir schnell, sicher und komfortabel unser Ziel erreichen. Mithilfe der Digitalisierung nimmt die Qualität der Lösungen immer weiter zu. In einigen Jahrzehnten wird sie die Art, wie wir uns fortbewegen, sogar komplett verändert haben.

Moderne Mobilitätskonzepte digital dargestellt auf einer Stadtautobahn
Die Digitalisierung vernetzt alle Verkehrsformen. Foto: iStock / metamorworks

Leise surrend flitzen autonom gesteuerte und elektrisch angetriebene Kapseln über Deutschlands Straßen der Zukunft. Im Inneren entspannen sich die Fahrgäste. Einige lesen, schlafen oder arbeiten. Steigt einer aus, nimmt die Kapsel den nächsten auf. Aber auch Güter wie Pakete und Bestellungen werden transportiert. An zentralen Knotenpunkten koppeln sich Kapseln mit gleichem Ziel in der Ferne zusammen, wechseln auf die Schiene und sausen in hohem Tempo einem ICE gleich weiter. Nach der Ankunft trennen sie sich wieder und bringen ihre jeweiligen Insassen direkt ans Ziel. Wichtig dabei: „Die Kapseln müssen genauso einfach zu nutzen sein wie das Auto, das heute bei uns vor der Tür steht“, erläutert Meike Jipp, Verkehrsforscherin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, ihre Vision von der Mobilität der Zukunft im Interview mit der „Welt“. Und: Die Fahrzeuge müssen bezahlbar und hochverfügbar sein, auch auf dem Land. Heute sei das beim öffentlichen Personennahverkehr ein Problem. Außerdem dauere die Fahrt mit dem ÖPNV durchschnittlich dreimal so lange wie mit dem Auto.

Moderne Mobilität ist Den Bedürfnissen der Menschen angepasst

„Ich halte es für wichtig, dass sich Nutzerinnen und Nutzer nicht mit Mobilität beschäftigen müssen, sondern einfach mobil sein können“, fordert Jipp. Dieses Prinzip müsse die digitale Technik künftig unterstützen. „Sie sorgt dafür, dass wir abgeholt werden, sobald wir die Haustür verlassen, und sie transportiert uns zum gewünschten Ort, ohne dass wir uns mit dem Plan dahinter beschäftigen müssen.“ Zentral für den Erfolg des Mobilitätswandels sei aber, dass die Menschen mitgenommen werden. „Die Art und Weise, wie ein Verkehrssystem den Bedürfnissen der Menschen gerecht wird, entscheidet über seinen Erfolg“, erklärt Jipp. Und die Deutschen sind durchaus offen für innovative Mobilitätsangebote wie On-demand und Mobility-as-a-Service, Sharing oder Robotaxis, die gerade in den Metropolen das Mobilitätsverhalten immer weiter verändern werden. So glauben einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom zufolge 84 Prozent der Teilnehmenden, mit solchen neuen Mobilitätsangeboten einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Dass neue Mobilitätsangebote vor allem auf dem Land die Lebensqualität erhöhen können, meinen insgesamt 83 Prozent der Deutschen. Auch dem Geldbeutel können neue Mobilitätsangebote guttun: Drei Viertel (74 Prozent) erklären, damit können Menschen für weniger Geld von A nach B kommen. Ebenso sagen 74 Prozent, neue Mobilitätsangebote erhöhen die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs, weil der Weg zu den Stationen flexibler bewältigt werden kann. Und 68 Prozent gehen davon aus, dass neue Mobilitätsangebote den Stadtverkehr reduzieren.

KI-Konzepte im Auto
In autonomen Fahrzeugen braucht es in Zukunft den Menschen nicht mehr am Steuer. Foto: iStock / Blue Planet Studio

KI als Chauffeur

Dass Verkehrsmittel in einigen Jahren nicht mehr auf Menschen hinter dem Steuer angewiesen sein werden, glaubt die Mehrzahl der Deutschen. Unter den Befragten meinen 57 Prozent, dass Verkehrsmittel wie Züge, Busse oder Autos in 20 Jahren überwiegend autonom fahren werden. Trotz aller technischen Herausforderungen, die noch zu meistern sind, schließt sich Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder dieser Meinung an: „Als zukünftiger Teil des Nah- und Fernverkehrs können autonome Verkehrsmittel den zunehmenden Mangel an Fahrerinnen und Fahrern abfedern und die Mobilitätsversorgung gerade auch im ländlichen Raum verbessern.“ Nicht zuletzt deshalb glaubt er, dass dem autonomen Fahren die Zukunft gehört. „Autonome Fahrzeuge haben nicht nur eine hohe Verlässlichkeit, sie entlasten auch die Umwelt, führen zu mehr Fahrkomfort und mehr Sicherheit für die Insassen.“

Doch die innovativen Technologien sollten nicht nur im Fahrzeug für einen reibungslosen Transport sorgen, sondern auch die Organisation erleichtern. So meinen 49 Prozent der Befragten, dass Künstliche Intelligenz die Nutzung neuer Mobilitätsangebote attraktiver machen könne, und 50 Prozent glauben, dass digitale Mobilitätslösungen durch KI leichter zugänglich werden. „KI-Lösungen können zum einen die Technologien des autonomen Fahrens verbessern und deren Sicherheit weiter erhöhen, sie können aber auch bei der intelligenten Routenplanung helfen und zum Beispiel als Sprachassistenz bei Buchungsvorgängen in Mobilitätsapps unterstützen“, so Bitkom-Chef Rohleder.

Bessere Luft dank Stromer

Klar ist aber auch: Die Mobilität der Zukunft wird nicht nur digital, sie wird vor allem auch elektrisch. Mehr als 1,4 Millionen rein elektrische Fahrzeuge rollen derzeit über Deutschlands Straßen. Hinzu kommen mehr als 2,9 Millionen Hybridfahrzeuge, teilte das Kraftfahrt-Bundesamt mit. Bis 2030 soll die Zahl der Elektrofahrzeuge auf immerhin 15 Millionen steigen. „Durch die E-Mobilität wird sich einiges ändern“, ist sich Verkehrsexperte Jürgen Follmann, Professor und Dekan im Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen der Hochschule Darmstadt, sicher. Vor allem in Städten werde sich die Luftqualität weiter verbessern, da batteriebetriebene Fahrzeuge lokal emissionsfrei seien, also keine Luftschadstoffe in ihre unmittelbare Umgebung abgeben.

Jedoch: Seit Dezember vergangenen Jahres ist der staatliche Umweltbonus für Elektroautos Geschichte. Deswegen sei es möglich, dass 2024 die E-Mobilität in Deutschland massiv ausgebremst wird, glaubt der Automobilclub ADAC. Denn: „Wo nicht gefördert und in eine gute Ladeinfrastruktur investiert wird, werden auch nur wenige Elektroautos verkauft“, sagt Constantin M. Gall, Mobilitätsexperte und Mitglied der Geschäftsführung bei der Unternehmensberatung EY. Letztlich rechnet das Center of Automotive Management (CAM) für dieses Jahr mit sinkenden Neuzulassungen von Batterieelektroautos (BEV) in einer Spanne zwischen 430.000 und 480.000 Pkws.

Array
(
    [micrositeID] => 51
    [micro_portalID] => 25
    [micro_name] => Intelligente Mobilität
    [micro_image] => 4598
    [micro_user] => 1
    [micro_created] => 1493208022
    [micro_last_edit_user] => 1
    [micro_last_edit_date] => 1567517991
    [micro_cID] => 1776
    [micro_status] => 1
    [micro_cache] => 0
    [deleted] => 0
)