Liefertechnologien

Wenn die Drohne zweimal klingelt

Von Claudia Harbinger · 2021

Immer mehr Menschen shoppen lieber im Internet als im Geschäft vor Ort. Die Zahl der Sendungen in Deutschland steigt deshalb von Jahr zu Jahr stetig an. Paket- und Expressdienste setzen insbesondere in Innenstädten zunehmend auf das Fahrrad. In der Zukunft sollen aber auch Drohnen und Roboter zum Einsatz kommen.

Paketdrohnen über der Stadt
Der zunehmende Onlinehandel muss bewältigt werden. Foto: iStock / metamorworks

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland erstmals mehr als vier Milliarden Päckchen und Pakete ausgeliefert – ein Plus von fast elf Prozent. „Wir verzeichnen einen geradezu sprunghaften Anstieg“, weiß auch Marten Bosselmann, Vorsitzender des Bundesverbands Paket und Expresslogistik (BIEK). Täglich werden derzeit mehr als 13 Millionen Sendungen in die Auslieferfahrzeuge geladen. Bis zum Jahr 2025 rechnet Bosselmann mit einem jährlichen Wachstum von sieben Prozent auf rund 5,7 Milliarden Sendungen. Der Hauptgrund liegt im veränderten Kaufverhalten. Immer mehr Menschen bestellen im Internet direkt beim Anbieter. Durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen im Einzelhandel hat der stetig zunehmende Online-Handel einen weiteren Schub erhalten. All die Sendungen wollen transportiert und zugestellt werden. Doch der steigende Lieferverkehr sorgt zunehmend für Treibhausgas- und Verkehrsbelastung. Über Städte, Länder und Kontinente hinweg reisen unsere bestellten Waren und Güter zu Tausenden gemeinsam in den Bäuchen von Flugzeugen, in den Containern von Schiffen, in den Waggons der Güterzüge oder auf den Anhängern der Lkws. Kritisch wird es dann allerdings auf den letzten Metern.

Das Paket kommt per Bike

„Große Veränderungen gibt es auf der letzten Meile zum Kunden“, sagt Bosselmann. Wo früher der Dieseltransporter stinkend von Haustür zu Haustür zuckelte, kommen heute saubere und emissionsarme Elektrotransporter, aber auch immer mehr Lastenfahrräder mit E-Antrieb zum Einsatz. Der Grund: Vor allem in Großstädten ist Platz knapp; die Lieferdienste finden oft keinen Parkplatz, halten in zweiter Reihe und gefährden so sich und andere. Exklusiv für den Lieferverkehr freigehaltene Parkzonen gibt es kaum – gebe es sie, wären sie wohl vielerorts schnell zugeparkt. Abhilfe sollen da Lastenfahrräder mit Anhänger schaffen. Zum Vergleich: Etwa 120 Pakete passen im Durchschnitt in ein Lieferfahrzeug. Ein Lastenrad transportiert bis zu 60 Pakete.

Liefertechnologien: Innovationen auf dem Prüfstand

Doch die Lastenräder sind noch nicht der Weisheit letzter Schluss: So tüfteln Logistiker und E-Commerce-Riesen an immer neuen technischen Lösungen, mit denen Pakete in Zukunft noch schneller und einfacher zugestellt werden können. Eine Überlegung: Die bestellte Ware kommt binnen weniger Stunden einfach per Drohne nach Hause geschwebt. Noch ist das Einsatzgebiet für Drohnen aufgrund der geltenden gesetzlichen Regelungen, der gesellschaftlichen Akzeptanz und der Beladekapazität beschränkt – die kleinen autonomen Flugkörper eignen sich momentan eher für spezielle Anwendungen wie zum Beispiel die Lieferung wichtiger Medikamente in schwierigem Terrain. In Zukunft könnten sie jedoch über unser aller Köpfe und privaten wie öffentlichen Raum fliegen.  Auch der Einsatz selbstfahrender Paketboxen oder zweibeiniger Lieferroboter ist derzeit noch in der Erprobung. Die praktischen Anforderungen an solch innovative Liefertechnologien sind aus Sicht der Branche hoch. Sie sollten überall funktionieren, gegen Sabotage und Diebstahl gefeit sein – und viel mehr Volumen als nur eine Pizza transportieren können. Zusätzlich zur klassischen Haustürzustellung wird es künftig vermutlich noch mehr Paket-Stationen geben, an denen die Kunden ihre Bestellungen rund um die Uhr selbst abholen können. Diese Paket-Stationen sollten am besten anbieterübergreifend funktionieren und verkehrsgünstig liegen.

Wussten Sie schon, dass ...

…die „Letzte Meile“ das letzte Wegstück der Warenlieferung an den vom Kunden angegebenen Bestimmungsort ist? Sie ist wegen der sich ständig ändernden Routen, der Zustellung an viele unterschiedliche Orte und den steigenden Kraftstoffpreisen der kostenintensivste Part der Zustellung, was sich in den an den Kunden weitergegebenen Liefergebühren spiegelt. Deshalb wird immer weiter nach schnelleren, sichereren und preiswerteren Lösungen für die Auslieferung von Sendungen gesucht.

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